Am 13.11.2022 fand im Konzertkeller „riesa efau“ eine bemerkenswerte Premiere statt: junge Darsteller*innen (15-18 Jahre) des Theaterstudios des Kolibri e.V. führten erstmalig drei Theaterstücke von Tennessee Williams in russischer Sprache auf.
Die Wahl des Dramaturgen war kein Zufall, denn die Studio-Teilnehmer*innen wünschten sich schon lange etwas Seriöses und Dramatisches auf die Bühne zu bringen. Ambitioniert und nach einer Herausforderung suchend, fanden sie unter englischsprachigen Dramaturgen einen Autoren, der seinerzeit ebenfalls nach Herausforderungen suchte: Tennessee Williams. Er forderte, sich mit allen Mitteln des Theaters auf die Suche nach den poetischen Wahrheiten zu machen, um die „erschöpften Konventionen des realistischen Theaters“ zu ersetzen.
Mit Unterstützung des „House of Resources Dresden +“ und unter Anleitung von Ludmila Müller, (Regisseurin und Leiterin des Projektes) machten sich die jungen Darsteller*innen auf die Suche nach eigenen theatralischen Mitteln und begannen die drei Stücke von A bis Z selbst zu planen und zu gestalten: neben der Dramaturgie wurde die Bühnendekoration erdacht, passende Kostüme beschaffen und die Veranstaltung (Einlass, Getränke, Snacks) organisiert.
Die Jugendlichen haben im Prozess neue Perspektiven zu verschiedenen Lebensbiografien und zum Thema Selbstverwirklichung gewonnen. Die Werke von T. Williams bieten gerade hierfür interessanten Stoff. Im Entwicklungsprozess haben sie gelernt als Gruppe zusammenzuarbeiten und eigene Ideen einzubringen. Somit waren Partizipation und Selbstwirksamkeit wichtige Lernbausteine.
Darüber hinaus hat sich die Gruppe mit ihrer Muttersprache – Russisch – auseinandergesetzt. Anhand komplizierter dramatischer Bühnentexte konnte das Sprachverständnis und das Sprachgefühl verbessert werden. Die relativ kleine Bühne und die Nähe zum Publikum waren übrigens eine große Herausforderung für die Schauspieler*innen. Man musste sich trauen, echte Gefühle zu transportieren. Gerade deshalb waren die emotionalen Momente des Publikums nach dem Theaterstück für die Projektteilnehmer*innen am schönsten. Die vielen positiven Rückmeldungen motivierten die Teilnehmer*innen sich als Darsteller*innen weiter auszuprobieren.
Die Jugendlichen haben gelernt, was es bedeutet, eine Veranstaltung zu organisieren; sie sind dabei als Team zusammengewachsen und haben große Lust, neue Projekte zu planen! Aber auch das Kolibri-Team hat dabei etwas Neues gewonnen, und zwar: den Mut, Verantwortung an junge Menschen abzugeben. Immer wieder gerne!