Internationaler Frauentag entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen. Erstmals fand der Frauentag am 19. März 1911 statt. 1921 wurde sein Datum durch einen Beschluss der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau endgültig auf den 8. März gelegt.
Dieses Datum wählten auch die Vereinten Nationen (UN) im Internationalen Jahr der Frau 1975 zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ und richteten dazu erstmals am 8. März 1975 eine Feier aus. (Quelle: wiki)

Es gibt jedes Jahr ein neues Thema für den Tag, z. B.:
2019: „Gleichberechtigt denken, weitsichtig gestalten, neue Wege des Wandels entwickeln“
2020: „Ich bin eine Generation der Gleichberechtigung: Die Rechte der Frauen verwirklichen“
2021: „Frauen in Führungspositionen: Eine gerechte Zukunft im Zeitalter von COVID-19“

„Geschlechtergleichstellung für ein nachhaltiges Morgen“ – das ist das Motto für den internationalen Frauentag der UN im laufenden Jahr 2022. Dadurch soll der Beitrag von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt bei der Anpassung an den Klimawandel und seiner Bekämpfung anerkannt werden. Denn sie spielen global eine übergeordnete Rolle, um eine nachhaltige Zukunft aufzubauen.

Am Vorabend des Feiertags haben wir mit den Frauen unseres multikulturellen Teams gesprochen, um herauszufinden, welche Bedeutung der Feiertag heutzutage und für sie persönlich hat.

• Aus welchem Land kommen Sie?

Aus Deutschland, genauer gesagt aus Süddeutschland, aus einem kleinen Ort zwischen Stuttgart und dem Bodensee.

• Welche Traditionen gibt es in Ihrem Land und Ihrer Familie und wie feiern Sie?

Wir haben den internationalen Frauentag nie groß gefeiert, in unserer Familie wurde der Tag erwähnt, aber wir haben nicht gefeiert und es wurden auch keine Blumen verschenkt. Der Muttertag war da schon wichtiger. Ich lebe jetzt seit 11 Jahren in Dresden und habe gemerkt, dass der Feiertag in Ostdeutschland eine viel größere Bedeutung hat. Am Arbeitsplatz bekommen die Frauen Blumen geschenkt, was ich eine schöne Geste finde. In ganz Osteuropa hat der Frauentag eine viel größere Bedeutung als ich es von meiner Kindheit in Süddeutschland kenne.

• Was halten Sie davon, wie dieser Feiertag in der modernen Welt gefeiert wird? Was halten Sie von dem Thema, das für die diesjährige Feier gewählt wurde?

Ich wusste bis vor kurzem gar nicht, dass die Frauentage einem Thema gewidmet sind. Das diesjährige Thema „Gleichstellung der Geschlechter jetzt für ein nachhaltiges Morgen“ finde ich gut. In vielen Ländern dieser Welt ist man von einer Gleichstellung noch weit entfernt: Frauen dürfen keine eigenen Entscheidungen treffen, nicht alleine auf die Straße gehen, werden medizinisch schlechter versorgt als Männer, haben weniger Möglichkeiten Bildung zu erlangen etc.  Außerdem sollte nicht nur am Frauentag, sondern 365 Tage im Jahr gegen Gewalt an Frauen und Femizide gekämpft werden. Auch in der westlichen Welt gibt es noch einiges zu tun, um zu einer echten Gleichstellung zu kommen.

• Sind Sie der Meinung, dass die für den Tag gewählten Themen wichtig sind und diskutiert werden müssen?

Ja, aber die wenigsten wissen von diesen Themen.

• Welches Thema ist für Sie am wichtigsten?

Weltweit sind es aus meiner Sicht vor allem zwei Themen: gleiche Bildungschancen für Mädchen und Jungen und Respekt vor Frauen – und dazu muss sich viel in den Köpfen verändern.

Kristina Daniels

• Aus welchem Land kommen Sie? Feiern Sie den 8. März?

Ich bin in Deutschland aufgewachsen. Den 8. März habe ich nie gefeiert.

• Wie haben Sie herausgefunden, dass es einen solchen Feiertag gibt?

Dass es diesen Tag gibt, war mir bewusst, spielte aber nie eine große Rolle. Von dessen Bedeutung in anderen Regionen habe ich vor allem bei meinen Aufenthalten in Russland mitbekommen, wo der Frauentag viel größer gefeiert wird.

• Feiern Sie ihn jetzt?
Nein.

• Gibt es in Ihrem Herkunftsland noch andere „Frauentage“? Wie werden sie gefeiert?

Wenn es darum geht, auf geschlechtsbezogene Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen, sollte jeder Tag im Jahr dafür genutzt werden. Zur Verdeutlichung der finanziellen Konsequenzen für Frauen gefällt mir allerdings der „equal pay day“, der dieses Jahr am 7.3. ist und hoffentlich bald obsolet sein wird.

• Ist es üblich, sich gegenseitig zu gratulieren und Geschenke zu machen?

Nein. Aber das vermisse ich auch nicht 😉 Auch wenn in den vielen Jahren feministischer Kämpfe und Errungenschaften viel passiert ist, will ich als Frau nicht dafür geehrt werden.

• Was halten Sie von dem Thema, das für die diesjährige Feier gewählt wurde?

Ich finde es gut, Themen wie Sexismus und Nachhaltigkeit nicht komplett getrennt voneinander zu betrachten. Und selbstverständlich tragen Frauen zur Klimakrise und zu deren Bekämpfung genauso viel bei wie Männer.

• Sind Sie der Meinung, dass die für den Tag gewählten Themen wichtig sind und diskutiert werden müssen?

Ja! Ungerechtigkeit ist wahrscheinlich das wichtigste Thema unserer Zeit. Dazu gehört ganz zuvorderst auch die geschlechtsbezogene Ungerechtigkeit.

• Welches Thema ist für Sie am wichtigsten?

Alle Ungerechtigkeiten in Bezug auf Geschlechtszugehörigkeit haben ihre Grundlage in der gesellschaftlich tief verankerten Vorstellung von der Dualität der Geschlechter. Diese Prämisse muss hinterfragt und wo immer möglich abgeschafft werden, um den Weg zu einer gerechteren Welt zu ebnen, in der ein Frauentag nicht mehr gefeiert werden muss.

Dora Röder

Meine Eltern stammen aus Armenien und der 8. März ist auch für uns ein besonderer und schöner Tag!
Dieser Tag ist an die vielen wunderbaren Frauen dieser Welt gerichtet, verpackt in ein großes „Dankeschön“. Ein Dankeschön für Ihre Leistungen in unserer Gesellschaft, für ihre Liebe und Güte in den Familien und für die Stärke in allen Bereichen des Lebens.

Eine schöne Tradition sind Blumen. Frauen bekommen von ihren Männern, ihren Söhnen und Brüdern, ihren Freunden und Nachbarn eine Aufmerksamkeit in Form von Blumen; weil sie so schön sind wie Blumen und wichtig sind für das Leben. Üblicherweise findet man sich mit lieben Menschen zusammen und feiert diesen Tag mit Sekt, Torte und einem gedeckten Tisch.

Ich persönlich habe den Frauentag in Deutschland nie richtig gefeiert. Nur in Familie gab es immer diese schönen Blumensträuße an dem Tag. Erst in Italien, als ich dort studierte und später dann im Kolibri, als ich hier anfing zu arbeiten, habe ich diesen Tag so richtig begonnen, zu feiern.

In Italien wurden von den Kommunen und der Stadt aus, auf der Straße Blumen oder Pralinen an die Frauen verteilt. Das war eine schöne Überraschung beim Spazierengehen.

Das Thema zum Jahr 2022 halte ich für aktuell. Ich stehe für Gleichberechtigung und auch für Nachhaltigkeit, also warum nicht alles zusammen!

Bei aller Gleichberechtigung ist mir jedoch wichtig, dass zum einen Frauen auch wie Frauen behandelt werden und zum anderen sie es auch zulassen können, wenn sich jemand liebevoll ihnen hinwendet. Die moderne Frau kann sich ihre Tür selbst öffnen und die Jacke selbst anziehen. Doch wenn es Männer gibt, die die alte Schule nicht verlernt haben und Frauen respektvoll begegnen, finde ich, sollten es Frauen auch annehmen. Es wäre sonst uncharmant, es nicht zu tun.

Zarine Peukert

• Was ist die Bedeutung des Feiertags?

Ich komme aus Russland, Moskau, und feiere den 8. März! Für mich ist dieser Tag mit vielen Blumen und Komplimenten verbunden! Es geht um uns, Frauen! Es geht darum, was wir lieben und was uns glücklich macht.

• Welche Traditionen gibt es in Ihrem Land und Ihrer Familie und wie feiern Sie?

Russland feiert diesen Tag ganz besonders: In Kitas, Schulen, an der Uni und auf der Arbeit, überall – an diesem Tag schenken Männer Frauen und Jungs Mädchen Blumen und gratulieren zum Frauentag. Diese wunderschöne Tradition habe ich gerne mit nach Deutschland gebracht, und nun bringen mein Mann und mein Sohn ihren „kleinen und großen“ Frauen Blumen.

• Was halten Sie davon, wie dieser Feiertag in der modernen Welt gefeiert wird?

Ich halte mich zurück; ich kann die Welt nicht ändern. Ich kann aber dafür sorgen, dass mindestens in meiner Welt, mit meiner Familie und Freunde wir diesen Tag feiern und uns gegenseitig gratulieren. Und unser Verein gehört dazu!

Im Großen und Ganzen bin ich dafür, dass, wenn es, z. B. um eine Position geht, Männer und Frauen gleiche Chancen haben. Ein anderes Beispiel: auch wenn es um Elternzeit geht, bin ich dafür, dass auch die Männer die Zeit fürs Baby nutzen können und keine Angst haben, Ihre Arbeit verlieren zu müssen, nur wenn Sie mehr als für 3 Wochen ausfallen würden.

Ansonsten bin ich etwas klassisch und mag es, eine Prinzessin zu sein.
Wenn ich zurück denke, als Jugendliche und Single hat man unwahrscheinlich viele Freiheiten bzgl. Wohnortes, Studiums, Arbeit. Sobald man in einer Beziehung ist, hat man mehr Verantwortung zu tragen und ist nicht mehr so flexibel. Mit dem ersten Kind ändert sich ja alles, und es beginnt ein Abenteuer Namens „Familie“. Eine Frau wird zur Mama, und somit wird ein Teil von ihr für immer einem anderen Menschen gehören, – unabhängig von ihrem Ehemann oder Partner. Mit dem zweiten Kind oder weiteren Kindern gibt die Frau noch mehr von ihren Liebe, Zeit und Kraft ab, sodass sie nicht mehr die selben Kapazitäten oder Ausdauer hat, wie ein Mann oder Papa, der von der anderen Seite anpackt und sich um ein Einkommen der Familie sorgt.
Ich komme zum Punkt: ab einem gewissen Alter der Kinder ist die Frau wieder bereit, gleich, wie ein Mann, zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Solange die Kinder klein sind, würde ich persönlich die Verantwortung gerne den Männern ODER ANDEREN FRAUEN übergeben und als Arbeitnehmerin einfach kürzer treten, wenn die Möglichkeit dazu da ist.

• Sind Sie der Meinung, dass die für den Tag gewählten Themen wichtig sind und diskutiert werden müssen?

Ich bin der Meinung, dass es immer gut ist, sich zu hinterfragen und Revue passieren zu lassen. Daraus lernen wir. Deswegen finde ich es wichtig, dass wir uns mit den Themen weiter beschäftigen und auch mit unseren Kindern darüber sprechen.

• Welches Thema ist für Sie am wichtigsten?

Alle Themen sind wichtig. Allerdings würde ich mir wünschen, dass vielleicht im Jahr 2023 auch das Wort „Mann“ oder „Männer“ im Themen zu finden sind, weil nur gemeinsam sind wir stark und unschlagbar.

Mariana Seeboth

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