Das Team des „Kolibri“ e.V. engagiert sich aktiv in verschiedenen Facharbeitsgruppen für Fachkräfte in der Stadt. Eine davon ist die Facharbeitsgruppe „Junge Migrant*innen“, die mit zahlreichen Akteurinnen der Jugendarbeit in Dresden zusammenarbeitet.
Am 24. Oktober 2024 fand ein besonderes Treffen statt: Fachkräfte und Jugendliche mit Migrationsgeschichte kamen in einem lebendigen Gesprächsformat zusammen. Ziel war es, die Lebensrealitäten, Erfahrungen und Erfolge der Jugendlichen in Dresden besser zu verstehen. Besprochen wurden zentrale Themen wie Schule, Ausbildung, Freizeit sowie weitere offene Punkte.
Erkenntnisse aus dem Gespräch mit den Jugendlichen
Das Gespräch offenbarte viele wertvolle Einblicke in die Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen:
- Berufliche Perspektiven und Unterstützung
Die Jugendlichen äußerten den Wunsch, ihre Berufsideen weiterzuentwickeln und mehr Unterstützung vom Jobcenter oder von Betreuer*innen zu erhalten. - Schulsystem und Alltag
Sie wünschen sich ein moderneres Schulsystem, die Erlaubnis zur Handynutzung und mehr Gelegenheiten, Deutsch zu sprechen. Der erfolgreiche Schulabschluss und eine gute Vorbereitung auf die Zukunft sind ihnen besonders wichtig. In Schule und Freizeit wünschen sie sich weniger strenge Regelorientierung und kritisierten, dass sie sich oft „belehrt“ fühlen. - Soziale Kontakte
Ein großer Wunsch ist mehr Kontakt zu deutschen Jugendlichen, insbesondere für jene, die bisher überwiegend mit anderen Jugendlichen aus ihrer eigenen Community zusammen sind. - Aktuelle Themen und Sorgen
Die Jugendlichen beschäftigen sich intensiv mit politischen Themen wie der US-Wahl, dem Rechtsruck in Deutschland und globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Berufsperspektiven und Krieg. Viele ihrer Altersgenossen empfinden diese Themen als bedrückend und erleben eine depressive Grundstimmung, da sie sich machtlos fühlen, etwas daran zu ändern. - Rassismus und Integration
Rassismus ist für die meisten keine prägende Erfahrung. Sie empfinden die deutsche Gesellschaft als offen und tolerant, sehen jedoch Verbesserungspotenzial. Vorurteile, so betonen sie, lassen sich nur durch persönliche Einstellungen ändern und nicht durch Belehrungen. - Stärken und positive Aspekte
Die Jugendlichen schätzen ihre eigene Generation als zukunftsorientiert und humorvoll. Sie loben Dresden als saubere und grüne Stadt, vermissen jedoch soziale Aktivitäten im Freien, wie sie diese aus ihren Herkunftsländern kennen. - Herausforderungen der Integration
Der anfängliche Kulturschock und die Herausforderungen, sich zwischen zwei Kulturen zu bewegen, waren groß. Besonders für Jugendliche, die in Deutschland aufwachsen und gleichzeitig eine starke Bindung zu ihrem Herkunftsland empfinden, ist dieser Balanceakt schwierig.
Das Team des „Kolibri“ e.V. schätzt die Offenheit und das Engagement der Jugendlichen in solchen Gesprächsformaten. Die Diskussionen bieten wertvolle Einblicke in ihre Perspektiven und tragen dazu bei, die Arbeit des Vereins und der Fachkräfte noch besser an ihre Bedürfnisse anzupassen.
Gemeinsam können so Wege gefunden werden, um die Integration und das Miteinander in unserer Gesellschaft weiter zu stärken.