Von Kristina Daniels

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine wurde einer der größten Flüchtlingswellen in Europa seit dem 2. Weltkrieg ausgelöst. Auch in Sachsen und Dresden sind tausende Flüchtlinge, meist Mütter mit ihren Kindern, angekommen. Für diese Familien hat sich von einem Tag auf den anderen alles verändert und oft liegen traumatische Kriegserfahrungen hinter ihnen: Tage und Nächte in Luftschutzkellern, zerstörte Häuser von Bomben und Explosionen, die Trennung von Familienmitgliedern und eine mühsame und gefährliche Flucht. Gerade die Kinder und Jugendlichen leiden besonders unter diesen Erfahrungen.

Für das Kinder- und Elternzentrum „Kolibri“ in Dresden stand sofort fest: hier müssen wir ganz schnell etwas für die Kinder und Jugendlichen tun, sie auffangen, ihnen Orientierung, Trost und eine sinnvolle Beschäftigung geben. Denn der gemeinnützige Verein „Kolibri“ hat dafür die idealen Voraussetzungen!
Zum einen ist der Verein aus der russisch- und ukrainischsprachigen Community in Dresden hervorgegangen, so dass viele Mitarbeiter*innen und Ehrenamtliche im Verein Ukrainisch, Russisch oder beide Sprachen sprechen.
Zum anderen bietet der Verein seit 13 Jahren außerschulische Bildungsangebote an, wie zum Beispiel Sprachen, Tanz, Theater, Musik, Schachspielen und Vieles mehr. Die Organisationsstrukturen, das Wissen und die Fachkräfte waren somit vorhanden, sie mussten nur innerhalb kürzester Zeit erheblich vergrößert werden.

Wie habt ihr das so schnell geschafft?

Die Frage bekommt „Kolibri“ immer wieder gestellt.
Die Idee war, Kindern und Jugendlichen am Vormittag einen Ersatz für die Schule, aber auch eine Ablenkung durch spannende Aktivitäten zu bieten.
Im Internet wurde dieses Angebot veröffentlicht und auf 20 Kinder beschränkt.
Aber schon wenige Stunden später hatten wir knapp 100 Anmeldungen!
Und ein paar Tage später waren es bereits 220 ukrainische Kinder, wohlgemerkt zusätzlich zum normalen Betrieb des Vereins. Die Frage war: Was tun?
Es mussten ganz schnell kostenlose Räumlichkeiten in der Nähe des Vereins gefunden werden, wo der Unterricht stattfinden und die Kinder essen konnten, denn es war auch geplant, den Kindern und Eltern Frühstück und Mittagessen zu geben.

Die Kanzlei Böhret Sehmsdorf & Partner in der Maxstraße hat kurzentschlossen eine ganze Büroetage zur Verfügung gestellt und die betreffenden Mitarbeiter*innen haben sich bereit erklärt, im Homeoffice zu bleiben. Die Büros wurden mit Tischen, Stühlen und Flipcharts ausgestattet. Inzwischen gibt es nach Altersstufen gebildete Klassen von 6 bis 18 Jahren mit Fächern wie Deutsch, Englisch, Chemie, Geschichte, Mathe und Malen. Als Lehrkräfte wurden die Kursleiter*innen von „Kolibri“ herangezogen, Ehrenamtliche mit und ohne Migrationshintergrund sowie die ukrainischen Mütter, die eine pädagogische Ausbildung haben und bereit waren, ehrenamtlich Unterrichtsstunden zu geben.
Auch die gesamte Organisation des Unterrichts haben geflüchtete Mütter zusammen mit der Verwaltung von „Kolibri“ übernommen.
Zudem war es eine logistische Herausforderung, jeden Tag alle Kinder und Lehrkräfte auf Corona zu testen. Tausende Corona-Tests sind von verschiedenen Seiten gespendet worden.

Die Finanzierung der täglichen Verpflegung der Kinder und Jugendlichen mit einem warmen Mittagessen hat seit Anfang März die Familie Böhret privat übernommen und die Mitarbeiter*innen der Kanzlei kümmern sich mit selbst gebackenen Kuchen und vielen anderen Aufmerksamkeiten um das Wohl der Kinder.
Ohne diese zur Verfügung gestellten Möglichkeiten und Rahmenbedingungen wäre das Projekt „Friedenstaube“ nicht möglich gewesen! Ganz herzlichen Dank!

Ein weiterer Glückfall war, dass wir gleich zu Beginn des Projekts „Friedenstaube“ Prof. Dr. Heribert Heckschen als großzügigen Spender auf unserer Seite hatten, so dass wir eine Grundlage hatten, um alle anfallenden Kosten decken zu können.
Es folgten sehr schnell weitere Spenden von Firmen und ihren Mitarbeiter*innen, wie Bosch, Linde, 4 Source electronics und GlobalFoundries, von weiteren Anwaltskanzleien (Kucklick), der TU Dresden (Prof. Cuniberti), dem Rotary Club Dresden International, Banken, Apotheken, Sportvereinen etc., aber auch von vielen Einzelpersonen, die Geld- und Sachspenden überwiesen und gebracht haben.
Inzwischen sind es mehr als 150 Spender*innen! Wir sind überwältigt von so viel Bereitschaft zu helfen und zu unterstützen! Tausend Dank an jeden einzelnen!

Organisiert wurde aber nicht nur die provisorische „Schule“, sondern auch sehr viele Freizeit- und Bildungsaktivitäten in Kooperation mit anderen kulturellen Institutionen.
Das tjg bot Theater und Bewegung am Vormittag an, die Zentralbibliothek Führungen, Museen der Stadt und das Hygiene Museum freien Eintritt und teilweise auch Führungen für Kinder, das Zentralkino ukrainische Filme, das Medienkulturzentrum multimediale Angebote, das Energie- und Verkehrsmuseum freien Eintritt und noch viele, viele weitere Angebote!
Tausend Dank an alle Kooperationspartner!

Neben den 220 Kindern und Jugendlichen und weiteren 150 auf einer Warteliste sind inzwischen auch 3 Vorschulklassen mit Kindern von 3-6 Jahren eingerichtet worden, die teilweise in der jüdischen Gemeinde stattfinden und von der Gemeinde auch vollständig verpflegt werden.

Unbedingt erwähnenswert ist auch das Sozialamt der Stadt Dresden, Herr Hirschwald, der uns immer mit Rat und Tat und Ehrenamtlichen zur Seite stand.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Projektes „Friedenstaube“ besteht darin, dass alle Spender und Unterstützer die eigenen Netzwerke nutzen, um auf Kolibri aufmerksam zu machen und dadurch innerhalb kürzester Zeit viele neue Unterstützer hinzugekommen sind. Das direkte und indirekte Netzwerk des Vereins „Kolibri“ ist in wenigen Wochen enorm gewachsen, wodurch der Verein auch in der Presse präsent ist.

Die wichtigste Basis für den Erfolg ist und bleibt aber der „Faktor“ Mensch.
Alle Mitarbeiter*innen, Ehrenamtlichen, der Vorstand und die Geschäftsführung von „Kolibri“ haben sich vom ersten Tag an mit dem größten Engagement sowie flexiblen und unkonventionellen Wegen um das Projekt „Friedenstaube“ gekümmert, die Geflüchteten bei allen ihren Problemen betreut, bei Behördengängen und Arztbesuchen begleitet, Formulare übersetzt und sie professionell beraten – und das alles neben der eigentlichen, normalen Arbeit!
Eine großartige Leistung und ein riesengroßes Dankeschön an das gesamte Kolibri-Team!

Guten Tag! Meine Tochter Zlata Z. wird nicht nicht weiter Kolibris erste Klasse besuchen können: sie wurde in eine deutsche Schule am Wohnort aufgenommen. Vielen Dank für Ihren Einsatz und Ihr Engagement für unsere Kinder! Wir möchten unsere tiefe Dankbarkeit zum Ausdruck bringen!

Vielen Dank für Ihre Liebe und Fürsorge für unsere Kinder!!!

Hallo, Xenia L.wird nicht mehr zum Kolibris Unterricht kommen können, da sie bereits auf eine deutsche Schule geht. Vielen Dank für Ihre Arbeit, meine Tochter hat so gerne an eurem Unterricht teilgenommen!

Beste Wünsche an das wunderbare Zentrum und seine Organisatoren! Euch nur das Beste für Eure Zukunft, sodass alle Eure Pläne in Erfüllung gehen!

Danke, sehr lieb von euch!

Unsere besten Glückwünsche an Ihr wunderbares Team: viel Erfolg und weiteren Wachstum euch, Kolibris! Vielen Dank, dass Ihr eine Schule für unsere Kinder organisierten, für die Kids war es die beste Anpassung an neue Gegebenheiten.

Jede Organisation wird in erster Linie von Menschen geprägt. Und die Menschen in Kolibri e.V. sind wunderbar, freundlich und offen. Ich wünsche Glück und gutes Gelingen für all Kolibris Vorhaben! ?

Vielen Dank für Ihre Arbeit und Hilfe für unsere Kinder! Schöne Ferien!

Vielen Dank an Kolibris Eltern für ihre Fürsorge und Aufmerksamkeit unseren Kindern gegenüber! Vielen Dank, liebe Lehrer*innen! ❤️ Wir gehen auf eine deutsche Schule ❤️❤️❤️ Alles Gute ?

SAX 04/2022 über uns:

SINNKRISE EINES INSTITUTS UND EIN HILFREICH TÄTIGER VEREIN
Das Deutsch-Russische Kunturinstitut schweigt und schliesst, während „Kolibri“ Hunderte Kinder zusätzlich betreut“ (von Michael Bartsch)

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